Die Verbindung von Antifeminismus und Faschismus – Warum es eine queerfeministische Perspektive braucht

Wir haben uns am diesjähigen feministischen Kampftag (8. März 2025) beteiligt. Zusammen mit dem Feministischen Klubabend, dem F*Streik Netzwerk Dresden und mehr als 1000 weiteren Feminist*innen waren wir mit dem Motto „Schulter an Schulter, niemals allein, Feminismus heißt füreinander da zu sein. Wir kämpfen mutig, frech und unaufhaltsam!“ auf der Straße.

Neben einem Stand auf der Abschlusskundgebung haben wir eine Rede gehalten. Die findet ihr hier:

„Wir freuen uns sehr, heute am 8. März eine Rede halten zu können und möchten allen Menschen danken, die den heutigen Tag mit organisiert und möglich gemacht haben. In der folgenden Rede wird es über einen Schwerpunkt unserer Arbeit gehen: die Verbindung von Antifeminismus und Faschismus und warum es eine queerfeministische Antwort braucht.

Bei der Betrachtung von Antifeminismus und Faschismus fällt auf, dass beide Ideologien auf ähnlichen Grundideen basieren, darunter:  ein traditionelles, biologistisches Geschlechterverständnis. Sie propagieren eine „natürliche“ Zweigeschlechtlichkeit und feste Rollenbilder für Männer und Frauen, anhand welcher unsere Gesellschaft strukturiert werden soll. Dabei ist die faschistische Vorstellung eines „Volkskörpers“ grundlegend. Eine homogene Gesellschaft soll entstehen, aufbauend auf einem traditionellen Familienbild mit klaren Geschlechterrollen. Diese Verbindung ist besonders auf Social Media durch beispielsweise Trends wie dem Trade Wife Movement oder der Darstellung von divine masculinity/feminitiy immer wieder zu sehen. Die weiblich gelesene Person wird erneut in das Private und in die Rolle der Mutter und Hausfrau zurückgedrängt. Neben diesem Rückbezug auf konservative, als naturgegeben bezeichnete Strukturen teilen Faschismus und Antifeminismus viele Feindbilder. Dazu gehören Feminist*innen, queere Menschen und andere Gruppen, die vom traditionellen Geschlechterverständnis abweichen. Alles, was eine Gefahr für diese rechte und frauenfeindliche Hetze darstellen kann, wird diffamiert und angegriffen. Das Weibliche wird als eine Gefahr dargestellt und alle damit assoziierten Attribute abgelehnt. Dadurch ist Antifeminismus auch häufig mit anderen menschenfeindlichen Ideologien verknüpft, die auch im Faschismus präsent sind, wie zum Beispiel Antisemitismus und Rassismus. Neben dieser Weltansicht und Ideologie handelt es sich bei Antifeminismus aber auch um eine politische Strategie der faschistischen Bewegung, um konservative Machtverhältnisse zu erhalten und progressive gesellschaftliche Entwicklungen zu bekämpfen. Antifeminismus gehört mit zu den integralen Bestandteilen faschistischer Ideologien. Deshalb müssen wir als Antifaschist*innen und Feminist*innen gegen Antifeminismus und Faschismus einstehen.

Wir haben uns in diesem Zuge für einen queerfeministischen Schwerpunkt entschieden. Queerfeminismus ist eine Strömung des Feminismus, die sich seit den 1990er Jahren entwickelt hat und der dritten Welle des Feminismus zugeordnet wird. Diese Bewegung erweitert den klassischen Feminismus, indem sie nicht nur für die Rechte von Frauen eintritt, sondern gleichzeitig für die Anerkennung und Gleichstellung aller Geschlechterzugehörigkeiten und sexuellen Orientierungen kämpft. 

Der Queerfeminismus basiert auf der Queer-Theorie, die die Zusammenhänge zwischen sexuellem Begehren, sozialem Geschlecht (gender) und biologischem Geschlecht (sex) kritisch hinterfragt. Er setzt sich für die Abschaffung von Diskriminierung und Gewalt gegenüber queeren Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft ein und fördert Solidarität unter allen Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechterzugehörigkeit oder sexuellen Orientierung. Nun stellt sich die Frage, wie Queerfeminismus genutzt werden kann, um gegen Antifeminismus und Faschismus einzustehen.

Queerfeminismus hinterfragt aktiv binäre Geschlechtsordnungen und Heteronormativität. Er möchte Vielfalt und Inklusion aller Geschlechtszugehörigkeiten und sexuellen Orientierungen in den Vordergrund stellen und lehnt dabei die traditionellen Geschlechterrollen des Antifeminismus und Faschismus ab. Dadurch stellt sich Queerfeminismus gegen die ideologischen Grundlagen des Antifeminismus. Queerfeminismus fokussiert sich ebenfalls auf die Attribute Intersektionalität und Solidarität. Dabei ist gemeint, dass Queerfeminismus Mehrfachdiskriminierungen und verschiedene Perspektiven berücksichtigt, Solidarität unter allen marginalisierten Gruppen, unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Hautfarbe oder Klasse fordert und sich für die Etablierung weiterer Bündnisse gegen faschistische und antifeministische Tendenzen einsetzt.

Dabei darf die politische Strategie nicht vergessen werden. Es muss sich für die Sichtbarkeit und Repräsentation marginalisierter Gruppen eingesetzt werden. Die Begriffe Radikalität und Militanz werden erweitert und der antifaschistische Kampf mit queerfeministischer Analyse und Praxis verbunden. Allerdings konzentriert sich Queerfeminismus auch auf den Aspekt gesellschaftlicher Transformation. Denn er strebt eine grundlegende Veränderung gesellschaftlicher Strukturen an, indem er die patriarchale Ordnung kritisiert und Männlichkeit nicht „heilen“, sondern grundlegend verändern möchte. Queerfeminismus setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der alle Formen von Geschlechterzugehörigkeiten und sexuellen Orientierungen gleichberechtigt sind und bekämpft antifeministische Bestrebungen, feministische Errungenschaften zurückzudrehen.


Nur zusammen können wir den Antifeminist*innen und Faschist*innen entgegentreten, weswegen wir gemeinsam, solidarisch und intersektional kämpfen müssen. Wir müssen, entsprechend dem Motto des heutigen Tages, Schulter an Schulter zusammenstehen und unsere Kämpfe verbinden – nur zusammen haben wir eine Chance!

Dankeschön.“